Was ist ein Altbau? Bei Neubauten ist die Sache klar: Kürzlich fertiggestellte Objekte unmittelbar vor dem Erstbezug. Dagegen ist ein Altbau laut – zugegeben resignierter – Praxisdefinition alles, was stets mehr als erwartet kostet. Allen Altbauten, egal welcher Epoche, sind Sanierungsschwerpunkte wie Haustechnikerneuerung, Feuchtigkeitsschäden im Keller- und Sockelbereich, Fassadensanierung, Dacheindeckung und die Verbesserung von Wärme- und Schallschutz gemeinsam. Je nach Baujahr kommt typischer Sanierungsbedarf hinzu.
Sie liebäugeln mit Fachwerk? Fachwerkhäuser als Sonderfall unter den Baualtersstufen übertreffen in puncto Sanierungskosten alle anderen. Diese regional unterschiedlichen Mischkonstruktionen aus tragenden Holzrahmen mit Ausfachungen aus Steinen, Lehm oder Ziegeln verbergen Probleme wie Schädlingsbefall an tragenden Holzteilen, schlechte Wärme – und Schalldämmung, Schlagregenundichtigkeit und veraltete Installationen bis zu kleinen Fensterflächen und Wandschiefstellungen. Solide konstruiert dagegen die massiven Mauerwerksbauten der Jahrhundertwende: Neben oben genannten Sanierungsschwerpunkten stellt hier die Neugestaltung der Wohnungszuschnitte in kleinere Einheiten eine Herausforderung dar.
Dagegen zeichnen sich Altbauten der 20er und 30er Jahre ehemaliger Stadtrandgebiete bereits durch kleinere Wohnungen und Grundrisse sowie stark minimierte Wandquerschnitte aus. Neben Ziegeln besteht das Wandbaumaterial verstärkt aus Bims oder Bimshohlblocksteinen, die Putzfassaden sind einfach. Ihre Stampfbeton-Keller sind nur unter der Kellerdecke mit Feuchtigkeitssperre ausgestattet. Dazu muss Altbausanierung oft experimentelle Konstruktionen mit eingebundenen Stahlträgern berücksichtigen und auf Korrosionsschäden checken.
Das Ergebnis der Materialknappheit der 50er Jahre: Außenwände mit kleinen Querschnitten, schlechter Wärme- und Schallschutz, Geschossdecken aus Stahlbeton, einfach verglaste Holzfenster und bautechnisch problematische Balkone. Statt diese zu sanieren, werden hier neue Balkone einfach mittels Tragkonstruktion vor die Hausfassade gestellt. In den 60ern ist Amerika Vorbild einer funktionalen Architektur mit großformatigen Fenstern ohne Wärmeschutzglas, Flachdächern und Betonfassaden. Leider fehlen trotz Zentralheizung Wärmeschutzmaßnahmen – wozu auch, bei derart niedrigen Brennstoffpreisen? Diese Außenwände aus Beton und Betonsandwichelementen verlangen eine bauphysikalisch sorgfältige Begleitung , einschließlich Balkonen und Loggien ohne thermische Trennung. So wärmegedämmt diese Flachdächer auch sind – ihr bituminierter Kork gehört leider in den Sondermüll.
Die 70er Jahre bauten mit industriellen Fertigteilbausystemen. Wie in der DDR, ungedämmt oder aus wärmegedämmtem Schaumbeton bzw. dreischaligen Platten. Neben optischer Sanierung spielen hier Brandschutz und Haustechnik mit Fahrstuhlmodernisierung und Fluchtwegesituation eine Hauptrolle. Erst 1982 formulierte die Wärmeschutzverodnung (WschV) Anforderungen an bauliche Veränderungen bestehender Gebäude. Typisch für die 80er sind Putzfassaden sowie hinterlüftete Fassaden aus Stein, Ziegel und Blech. Wer ein solches Gebäude erwirbt, wagt sich an die Modernisierung einer dezentrale Warmwasserbereitung (Boiler oder Durchlauferhitzer) und muss asbesthaltige Materialen fachgerecht entsorgen.