In der Unterwelt des Trinkwassers

Das Wasserwerk der Gemeinde investiert rund 300.000 Euro in die Sanierung des kleinen Hochbehälters

Asemissen. Es ist eng und weiß. Etwa drei Meter führt die Anlegeleiter hinab. Unten  steht  Detlef  Moldenhauer. Er ist Bauingenieur bei der Firma Flint. Diese hat sich auf die Sanierung von Hochbehältern für Trinkwasser  spezialisiert.  Moldenhauer will Politikern und Mitarbeitern der Leopoldshöher Verwaltung erklären, wofür das Wasserwerk rund 300.000 Euro ausgibt. Es ist vergleichsweise warm. Zwischen zehn und zwölf Grad Celsius bewege sich die Temperatur hier unten, sagt Moldenhauer. Das sei gut für das Trinkwasser. Im Moment ist das Becken leer. Nach 60 Jahren in Betrieb lässt die Gemeinde den kleinen Hochbehälter sanieren. 1960 sei der Behälter gebaut  worden,  hat  Norbert Wehmeier, Ingenieur des Wasserwerkes, oben vor dem  Eingang berichtet. Damals sei die Trinkwasserversorgung für Asemissen aufgebaut worden. Heute ist er mit rund 250 Kubikmetern Fassungsvermögen der kleinere der beiden Hochbehälter im Fresenberg. Der andere fasst rund 1.500 Kubikmeter und ist aus dem Jahr 1973. Zwischen 2.100 und 2.200 Kubikmeter Trinkwasser werden täglich von Bürgern und Betrieben in der Gemeinde gebraucht. Die Hochbehälter halten den Druck in den Leitungen aufrecht. 

Ursprünglich bestand das Bauwerk aus zwei ineinander gebauten Behältern. Um die jedes zweite Jahr nötige Reinigung leisten zu können, war es möglich, einen der beiden Behälter zu leeren und dennoch die Trinkwasserversorgung aufrecht zu erhalten. Mit dem Bau des zweiten Hochbehälters hob das Wasserwerk diese Trennung auf. Ingenieur Moldenhauers Stimme setzt sich mit einem dumpfen Hall durch den mehr als drei Meter hohen Raum fort. Der Schall bricht sich an den gebogenen Wänden und schlägt an die ebenfalls  runde  Wand  des  ehemaligen Innenbehälters. Moldenhauer zeigt an die Decke: „Da können Sie die Bretterschalung sehen, die damals verwendet wurde.“  Er weist auf Fehlstellen an den Wänden. Dort sei der Beton offenbar nicht gut genug gerüttelt worden. Das sei damals auch gar nicht gegangen, weil man solche Rüttler, wie man sie heute verwende, gar nicht gehabt habe. „Die haben das handwerklich trotzdem richtig gut gemacht“, sagt Moldenhauer.

In der nur zwölf Zentimeter dicken Wand des Innenbehälters sind zum Teil kopfgroße Löcher zu sehen. Dort war Beton, bis die Flint‐Mitarbeiter dem Putz mit Stemmmaschinen und Sandstrahl zu Leibe rückten. Auch da sei der Beton offenbar nicht fest genug  gewesen, sagt Moldenhauer. Überall zeigt sich die Bewehrung aus dicken Eisendrähten. Rost ist nicht zu sehen. Moldenhauer erklärt das: Der Beton diene auch dem Korrosionsschutz, gerade wenn der Beton feucht sei. Das liege an der chemischen Zusammensetzung des Baustoffes. Um diesen Korrosionsschutz später gewährleisten zu können, müsse eine neue Schicht aus speziellem Beton an Decken und Wänden aufgespritzt werden. Der gleiche Baustoff werde in einer etwas anderen Konsistenz für den Boden verwendet. Von Überlegungen, den  Behälter  mit einer Folie oder Edelstahl auszukleiden, hält Moldenhauer nichts: „Wir haben hinter solchen Verkleidungen schon Dinge gefunden, die in ein Klärwerk gehören und nicht in ein Trinkwassersystem.“ Der Beton werde glatt. Die wenigen Risse und Poren, die sich durch das Abbinden des Betons ergeben, würden von den Mineralien im Wasser geschlossen. Ist fast alles fertig, wird noch ei‐ne Edelstahlwand eingebaut. Norbert Wehmeier erklärt, warum. An einer bestimmten Stelle stand eine gemauerte Wand, die Moldenhauers Leute  nicht  retten  konnten.  Sie  diente dazu, das Wasser in Bewegung zu halten. Das Wasser werde aus den Brunnen in die Behälter gepumpt, laufe durch alle Bereiche des Behälters und fließe dann in das Leopoldshöher Wassernetz. Bewege sich  das Wasser  nicht,  droht über  kurz oder lang eine Verkeimung. Das ist auch der Grund, warum die Trinkwasserbehälter normalerweise nicht zu besichtigen sind, sagt Wehmeier: „Da  gibt es strenge  Hygienevorschriften.“ Eine Edelstahlwand sei preiswerter als in die Enge eine Betonwand hinzubauen. Die  Politiker und Verwaltungsleute klettern die Leiter wieder hinauf. Draußen ist es inzwischen dunkel geworden. Lichter von Straßen und Häusern leuchten den Fresenberg hinauf. „Tja“, sagt einer, „das Wasser für da unten kommt von hier oben.“

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